T. Freivogel: Emanuel Handmann 1718–1781

Titel
Emanuel Handmann 1718–1781. Ein Basler Porträtist im Bern des ausgehenden Rokoko


Autor(en)
Freivogel, Thomas
Erschienen
Murten 2002: Licorne
Anzahl Seiten
287 S.
Preis
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Sandra Hüberli

Von Emanuel Handmann sind heute 553 Werke bekannt. Er wirkte vor allem als Porträtist und ist in erster Linie wegen den von ihm dargestellten Personen bekannt. So basiert das Bildnis des Mathematikers Leonhard Euler auf der 10-Franken-Note, die bis 1997 im Umlauf war, auf einem von Handmann gemalten Porträt. Der Künstler ist hingegen kaum bekannt.

Emanuel Handmann wurde 1718 in Basel geboren und absolvierte seine Lehre beim Stuckateur und Deckenbildmaler Johann Ulrich Schnetzler in Schaffhausen. In Paris absolvierte er Studienaufenthalte und in den 1740er-Jahren bereiste er Italien. Im Alter von 28 Jahren kam er zum ersten Mal nach Bern. Zwischen 1750 und 1760 konnte er wichtige Persönlichkeiten porträtieren, so zum Beispiel Albrecht von Haller und Leonhard Euler. In den 1760er-Jahren ergab sich für Handmann eine einmalige Gelegenheit: Die beiden Prinzen Peter Friedrich Ludwig und Wilhelm August von Holstein-Gottdorf kamen zusammen mit dem estnischen Edelmann Carl Friedrich von Staal nach Bern, dieser war ihr Erzieher und Begleiter. Ihre Cousine, Zarin Katharina II. von Russland, hatte sie auf eine Bildungsreise geschickt. Handmann porträtierte die Prinzen mehrere Male, ebenfalls von Staal. Durch ihre Fürsprache wurde Handmann in die Accademia Clementia in Bologna aufgenommen. Zudem fertigte Handmann im Auftrag von Robert Scipio von Lentulus ein Bildnis von Friedrich dem Grossen für die Berner Stadtbibliothek an. 1781 starb Emanuel Handmann in Bern; sein Tod wurde hier kaum zur Kenntnis gekommen.

Handmann ist – wie erwähnt – in erster Linie als Porträtmaler bekannt. Freivogel sieht in Handmanns Werk vor allem Einflüsse aus Frankreich, insbesondere von dem als Schöpfer der bürgerlichen Porträts geltenden Tocqués. Handmanns Auftraggeber waren laut Freivogel vor allem «ein höfisch sich gebendes Bürgerturm der Stadt», also vor allem Schultheissen und Angehörige der regierenden Familien. Freivogel betont, dass Handmann kein weit gereister Künstler war, sondern seinen Auftraggebern treu blieb. Damit hatte er zwar eine gesicherte Existenz, entzog sich aber gleichzeitig einem grösseren Wettbewerb. Freivogel stellt in den Arbeiten Handmanns unterschiedliche Qualitäten fest: So hat Handmann die Porträts etwa von Euler oder Funk sehr sorgfältig ausgeführt, Porträts von Offizieren oder Burgerinnen, die er in grosser Zahl malte, in eher einfacherer Art. Handmann hat mit seinen Porträts die Bevölkerung der Stadt Bern im ausgehenden Ancien Régime dokumentiert.

Freivogel beschreibt aber nicht nur die Porträts von Handmann, sondern auch sein übriges Werk: ein Zyklus historischer Persönlichkeiten (ein Auftrag von Staal), acht Historienbilder – wichtig sind diese, weil Handmann in der Rezeptionsgeschichte zuerst vor allem als Historienmaler erwähnt worden war –, Landschaftsbilder, Genreszenen, Heiligenbilder, Mobiliar-Bilder und Grafik. Spannend zu lesen ist insbesondere die kritische Würdigung, die eine gute Zusammenfassung der Bedeutung Handmanns und seiner Werke gibt.

Beinahe die Hälfte des Buches wird von einem Werkkatalog eingenommen. Freivogel erwähnt alle 553 Werke, die Handmann heute zugeschrieben werden (492 datierte, 61 undatierte Bilder). Dies ist vor allem das Verdienst des Autors. Anhand der vielen Abbildungen kann er Zusammenhänge aufzeigen. Wenig lesefreundlich ist manchmal, dass bei Verweisen auf Bilder nur die Bildnummern, nicht aber die Seitenzahlen des Buches angegeben sind.

Zitierweise:
Sandra Hüberli: Rezension zu: Freivogel, Thomas: Emanuel Handmann 1718–1781. Ein Basler Porträtist im Bern des ausgehenden Rokoko, Murten, Licorne Verlag, 2002, 287 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 66, Nr. 1, Bern 2004, S. 46f..

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 66, Nr. 1, Bern 2004, S. 46f..

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